Ist halt auch schwer, die etliche Jahrhunderte alte Praxis jetzt auf eine einheitliche Norm bringen zu wollen. Für die Zukunft einen Konsens zu finden ist eine selbstverständlich sinnvolle und ehrenwehrte Aufgabe aber man muß halt auch ältere Quellen verstehen können (und wollen) auch wenn man auf Widersprüche stößt. (Zum Thema Referenzwerke braucht man nur mal ein bißchen rumsuchen, was man zum Beispiel zum Thema Halsrichtung und Balken so findet...)
Zitat von clausSorry, da muß ich widersprechen. Der "Kopf" wird als Symbol bei Sprunganweisungen (oft auch mit dem Zusatz vi- -de) auch an beliebigen Stellen im Stück verwendet - eben nicht zwingend nur als Codamarke. Die Coda jedoch ist nur der Anhang (eben der "Schwanz" d.h. zwingend ganz am Ende.
Kopf ist die deutsche Übersetzung von "capo". Punkt.
Und das Zeichen für die "coda" ist eben dies durchgekreuzte Oval, und "coda" heißt auf deutsch "Schwanz", was nichts damit zu tun hat, daß das Coda-Zeichen auch an anderen Stellen in der Partitur verwendet wird, z.B. um -- wie in dem ursprünglichen Problem -- eine Art große Voltenklammer zu markieren, oder einfach als Sprungmarke zu dienen, wenn z.B. das "segno" schon verbraucht ist...
Da haben wir mal wieder diese ungenaue Alltagssprache. Viele Musiker wissen halt was mit "Kopf" gemeint ist - eben dieses Fadenkreuz. Und so kommt dann die Formulierung "Wir springen in den Kopf." zustande. Mag sein, dass die Form des Zeichens und die Lautähnlichkeit von "coda" zu dem Begriff "Kopf" für eben dieses Zeichen geführt haben. Es ist nicht ganz korrekt, aber viele wissen spontan, was gemeint ist. Und mal eben "Kopf!" zu brüllen, um dem unsicheren Ensemble zu verdeutlichen, dass sie jetzt bitte auf das Zeichen achten mögen, ist halt eindeutiger als "Co-da-Zei-chen!". Gerade Tanz- und Unterhaltungsmusiker mussten sich ja manchmal durch einen wahren Irrgarten an Sprüngen arbeiten (ich erinnere mich lebhaft an "Schwarzes Gold" von Peter Alexander): Klammer 1, Wiederholung, Klammer 2, S-Segno, runder Kopf, Brezel-Segno, Klammer 2, eckiger Kopf, wieder Brezel-Segno, doppelter runder Kopf, wieder S-Segno, ...
Ich kenne keinen, der "a capo" mit "vom Kopf an" übersetzt, sondern immer mit "von vorne".
Swingende Grüße
Henning
Dr. T's Copyist (1991), capella (1992 bis 2000) Sibelius (aktuelle Version, seit 2000), MuseScore 4 (gelegentlich), Windows 10 (64 bit)
Dies ist ja eine interessante grundsätzliche Diskussion, die sich hier entwickelt. Und damit gehört sie eigentlich in den Thread "Plauderecke", denn sie ist nun nicht mehr auf Capella, den Ausgangspunkt, beschränkt (Klaus, wenn du auch dieser Meinung bist, dann verschiebe das doch).
Zu Zeichen und Benennung: Zeichen gibt es sicher für Segno (dieses schräg durchgestrichene "S" mit den zwei Punkten oder gar der "Taktstrichwickel" und Coda (das Oval mit dem Kreuz), nur für Da Capo und Dal Segno nicht (hier reichen die Abkürzungen D.C. und D.S.). Und im Grunde sind alles Sprungmarken, D.C. und D.S. i.d.R. zurück im Stück, Coda nach vorne, jedoch nicht zwingend zum Ende eines Stücks.
Zu Sprunganweisungen: hier ist eindeutig im Vorteil, wer diese losgelöst von irgendwelcher "Nomenklatur" definieren kann, denn die Verwendung der Bezeichznungen unterliegt auch jeweils einem gewissen Zeitgeist.
Gruß Günter
Programme: PriMus Publisher 1.1|MuseScore Studio 4.4.3|SPP 7.0 Betriebssysteme: WIN10 Pro|Linux Mint 21.3 Musik: Notensatz (generell) und Akkordeon (von Solo bis Orchester und von E- bis U-Musik)
Zunächst möchte ich mich Henning voll und ganz anschließen. So ist es. Und einen letzten Beitrag zur allgemeinen Rechthaberei kann ich mir doch nicht verkneifen, klinke mich dann aber aus dieser Diskussion aus: 1. Es ist vollkommen unerheblich, was z.B. "Capo" wörtlich übersetzt heißt. Dasselbe gilt auch für "Coda" oder andere Bezeichnungen, die sowieso in jeder Sprache anders sind. (unser "Kreuz" heißt auf Englich z.B. "sharp" und was machen wir jetzt daraus?) 2. Das Stückchen Musik am Ende mag zum Beispiel "Coda" genannt werden, aber das Zeichen, das dafür verwendet wird hat logischerweise einen eigenen, anderen Namen. Ein Zeichen ist ein Zeichen und ein Musikabschnitt ist ein Musikabschnitt.